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Ressourcen


Rohstoffe

Heute stellt das Bewusstsein um die Endlichkeit der fossilen Rohstoffe vor allem die Energiewirtschaft vor große Herausforderungen. Diese muss dringend nach Alternativen zu fossilen Energieträgern suchen, weil zur Zeit ca. 90 % des geförderten Erdöls ohne vorherigen Einsatz in anderen materiellen Lebenszyklen unmittelbar Verbrennungsprozessen (Heizen und Mobilität) zugeführt wird. Hier gilt es, die Möglichkeiten zur Nutzung der einzigen externen Energiequelle des Systems Erde, nämlich der Sonne, ohne den Umweg über Erdöl oder Erdgas deutlich zu verbessern. Verbunden mit der Suche nach alternativen Rohstoffen wird der Ruf nach der Nutzung nachwachsender Rohstoffe lauter. Auch im textilen Bereich sind Stimmen vernehmbar, die aus diesem Grund den verstärkten Anbau von Naturfasern propa­gieren. Diese Forderung verdeutlicht, dass der noch vor hundert Jahren bekannte Zusammenhang zwischen verstärkter Nutzung von Naturfasern und Hungersnöten abhanden gekommen ist. Erste Anzeichen dafür, dass dieser Zusammenhang aber auch heute noch seine Gültigkeit hat, sind im Anstieg der globalen Nahrungsmittelpreise zu sehen, weil Agrarflächen zunehmend zum Zwecke der landwirtschaftlichen Nutzung für Industrierohstoffe umgewidmet werden. Auch heute stellen Chemiefasern eine Entlastung der Agrarflächen dar und leisten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, ohne die Ernährungssituation zu verschärfen. Lediglich 0.8 % des derzeit geförderten Erdöls werden für die weltweite Produktion von synthetischen Chemiefasern benötigt.

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Auch die cellulosischen Chemiefasern stehen keinesfalls im Wettbewerb
zur Nahrungsmittelproduktion. Nur 0.2 % des weltweit geschlagenen Holzes werden zur Cellulosegewinnung für die Herstellung cellulosischer Chemiefasern herangezogen. Zudem stammt dieses Holz aus nachhaltig betriebenen Plantagen oder Grenzertragsflächen, die aufgrund ihrer Boden­beschaffenheit ohnehin nicht für Nutpflanzen verwendet werden könnten, die der Nahrungsmittelproduktion dienen.

Fläche

Vergleicht man die zur Herstellung einer Tonne Fasern notwendige Fläche, so nimmt die Wollproduktion 170 ha in Anspruch, wohingegen man zur Viskosefaserproduktion nur 0,7 ha und zur Synthesefaserproduktion keine landwirtschaftliche Fläche benötigt.

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Die Nachhaltigkeit von Chemie- im Vergleich zu Naturfasern kommt noch deutlicher zum Ausdruck, wenn man die gesamte weltweit notwendige Fläche betrachtet, die für die Faserproduktion verwendet wird. Die derzeitig für die Wollproduktion in Anspruch genommene Weidefläche beträgt 2 210 000 km² (91 % der gesamten Faser-
produktionsfläche), für den Baumwollanbau werden 206 000 km² (9 %) verbraucht. Dagegen reichen 20 500 km² (1 %) dieser Fläche zur Viskosefaserherstellung und nur 700 km² (0.003 %) für die Synthesefaserproduktion aus.

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Dabei steht der Flächenverbrauch umgekehrt proportional zur Ergiebigkeit: Mit nur
3.5 % Flächenverbrauch decken Chemiefasern 55 % der weltweiten Faserproduktion ab. Dagegen reichen 27 % der Fläche (Baumwolle) nur für 33 % Anteil an Baumwollfasern bzw. 55 % an Fläche (Wolle) für nur 2 % Wollfaseranteil an der Weltfaserproduktion.

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Der Weltfaserbedarf beträgt 68 Mio. Tonnen. Würde man auf Chemiefasern verzichten und auf eine ausschließliche Wollproduktion umstellen, wären hierfür 129 Mio. km² Weidefläche notwendig. Dieses entspricht 86 % der gesamten Landfläche der Erde. Dabei beträgt die weltweit verfügbare Weidefläche lediglich 17 Mio. km². Zum Vergleich: Die Fläche der Bundesrepublik Deutschland beträgt ca. 0.36 Mio. km², die der Republik Österreich 0.08 Mio. km². Bei einer solchen theoretisch erforderlichen Schafzucht gäbe es viermal mehr Schafe als Menschen. Die Schafe würden
160 Mio. t des klimarelevanten Gases Methan emittieren, was 3 700 Mio. t CO2-Äquivalenten entspricht. Selbst der weltweite Verkehr belastet die Umwelt mit nur
3.3 Mio. CO2-Äquivalenten.

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Auch ein ausschließlicher Baumwollanbau wäre ökologisch nicht tragbar. Derzeit werden 25 % der für den Nahrungsmittelanbau geeigneten fruchtbaren hochwertigen Anbauflächen für die Baumwollproduktion genutzt. Würde man den gesamten Weltfaserbedarf mit Baumwolle abdecken, müsste man den Ertrag um 300 % steigern. Damit würden 75 % der Anbaufläche für Baumwolle verbraucht und nur noch 25 % für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehen. Weltweite Hungersnöte wären die Folge. Praktisch wäre eine drastische Erweiterung der Baumwollanbauflächen auch nicht möglich, weil diese nur unter bestimmten klimatischen Bedingungen angebaut werden kann. Ertragssteigerungen könnten deshalb nur durch künstliche Bewässerung und einem hohen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden erreicht werden. Bereits heute werden im konventionellen Baumwollanbau knapp 10 % der weltweit verwendeten Insektizide und ein Fünftel aller Pestizide versprüht.

Wasser

Für den Anbau von Nutzpflanzen ist nicht nur landwirtschaftliche Fläche erforderlich, sondern auch Wasser. Wie bekannt ist, sind dessen Ressourcen weltweit begrenzt und kostbar. So benötigt man zum Anbau von Baumwolle pro gewonnener Tonne Baumwollfasern ca. 25 000 m³ Wasser, was ökologisch nicht unbedenklich ist. Dieses ist mehr als das 70ig-fache dessen, was zur Viskosefaserherstellung und mehr als
6 000 mal so viel, wie zur Polyesterfaser­produktion notwendig ist. Chemiefasern tragen also auch deutlich zur Schonung der lebensnotwendigen Wasservorräte bei.

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Ohne Chemiefasern stünden weder genügend landwirtschaftliche Fläche für die Lebensmittelproduktion noch genügend Wasservorräte zur Ernährung der Menschheit zur Verfügung.